Regeln für die Familie
Für was brauchen Kinder/Familien Regeln?
- Regeln geben Sicherheit
- Wenn Regeln eingehalten werden, zeigen sie automatisch Grenzen auf
- Regeln sind eine Vorbereitung auf die „Welt“ und auf unsere Gesellschaft
- Regeln können Kinder / Familien vor Gefahren schützen
- Regeln können auch vor Überforderung schützen, bei den Kindern und bei der Familie
Wie finden wir Regeln?
- Regeln müssen klar sein, ein „das tun wir nicht“ kann beim Kind unklar ankommen, wenn es die Regel noch nicht verinnerlicht hat.
- Eltern neigen dazu bei den Kindern zu „Predigen“. „ich habe dir schon x-mal gesagt, wie oft muss ich dir noch sagen…, deine Schwester/Bruder hat es doch auch verstanden“ etc.
- Wenn sie das Gefühl haben, zum x-ten Mal eine besprochene Regelung zu wiederholen, liegt es mit ganz großer Sicherheit daran, dass das Kind die Absprache nicht verstanden und nicht verinnerlicht hat. Ein Beispiel aus dem Straßenverkehr; was bedeutet ein Stoppschild? Es bedeutet, dass mein Auto steht! Es rollt nicht! Es bewegt sich am Stoppschild nicht einen Millimeter, für mindestens 4 Sekunden evt länger, je nach Verkehrslage. Wann achten sie besonders auf die Verkehrsregeln, an Geschwindigkeits-begrenzungen? Richtig, wenn es beim zu schnell fahren ein „Knöllchen“ gab. Dann halte ich mich wieder für eine gewisse Zeit an die Begrenzung der Geschwindigkeit. Ein Strafzettel ist eine logische Konsequenz. Die Schilder haben einen Sinn!
- So geht es unseren Kindern auch, Regeln geben Sicherheit und brauchen beim Regelbruch eine logische, für das Kind nachvollziehbare Konsequenz.
- Eine unlogische Konsequenz ist zum Beispiel „Wenn du ständig dein Spielzeug rumwirfst, gehen wir morgen nicht in den Tierpark“. Ihr Kind hört sie und hat evt auch Angst, dass sie nicht in den Tierpark gehen, aber wenn es grade ausprobieren will, wie das Stofftier, das Auto oder die Tonibox fliegen kann, wird es die Drohung recht schnell vergessen haben. Eine logische Konsequenz wäre, schmeißt ihr Kind noch einmal die Tonibox, dann muss sie für eine Weile (Zeit festlegen, eine Woche ist zu lang) auf den Schrank und ich bediene sie, wenn du etwas hören möchtest. Wenn das Stofftier geworfen wird, kann sicher nichts an dem Tier kaputt gehen, aber vielleicht in der näheren Umgebung. Bieten sie ihrem Kind einen sicheren Platz an, wo es werfen üben kann (zum Beispiel in Richtung Bett oder räumen sie etwas um, das das Umfeld sicher ist).
- Wenn das Kind eine Phase hat in der es öfter etwas wirft, überlegen sie gemeinsam, wo es dem Bedürfnis sich auszuprobieren üben kann. Ein ständiges NEIN, produziert Frust und der nächste Konflikt ist vorprogrammiert. Stellen sie gemeinsam eine Regel auf „Wenn wir etwas werfen wollen, dann gehen wir …hin. Wenn etwas immer weiter geworfen wird und du es nicht schaffst dich an die Regel zu halten, stelle ich …auf den Schrank und wir üben es gemeinsam, bis du es schaffst“.
- Umso konsequenter ich als Mama oder Papa es schaffe, die Regel selbst einzuhalten, werde ich auf Dauer weniger Konflikte mit dem Kind haben.
- Es gibt aber auch Tage, da geht einfach nichts. Ich habe eine kurze Zündschnur und mein Kind macht den ganzen Tag, was es will. Meine tolle besprochene, durchdachte Regel kann ich nicht einhalten und ich parke aus lauter Verzweiflung mein Kind vor der Klotze.
- Solche Tage gibt es einfach. Sie sollten die Ausnahme sein! Sie machen mich als Mama/Papa unzufrieden und am Ende des Tages sind alle frustriert, solche Tage machen einfach keinen Spaß. Seien sie gnädig mit sich, nutzen sie Freunde oder Verwandte die sie an solchen Tagen unterstützen können. Klagen sie sich nicht selbst an „Ich habe versagt, ich bin eine schlechte Mutter“.
- Morgen ist ein neuer Tag, schauen sie wie sie selbst gut in den Tag starten können und überfordern sich nicht gleich schon am morgen.
- Bitte versuchen sie auch nicht in die Gedankenfalle „ach jetzt ist es eh egal zu rutschen“. Halten sie an dem Plan fest, ihre Kinder brauchen Regeln, Struktur und Rituale.
- Nochmal zusammengefasst:
- Überlegen sie selbst, welche Regelung macht Sinn?
- Gehen sie die Räume in ihrer Wohnung durch und überlegen sie allein oder mit ihrem Partner zusammen.
- Schreiben sie auf, an welche Regeln sich ihr Kind noch nicht halten kann, in welchen Bereichen hat es noch Schwierigkeiten.
- Was ärgert sie? Was ärgert sie sehr? Was ärgert sie am Allermeisten?
- Hilfreich kann die Körbemethode sein. Sie brauchen vier Körbe oder Schüsseln und lose Zettel.
- Schreiben sie nun alle Punkte auf, die im Moment schwierig sind im Umgang mit ihrem Kind. Zum Beispiel „es hält sich nicht an die Schlafenszeiten, es bleibt beim Essen nicht am Tisch sitzen, es räumt seine Sachen nicht auf, es benutzt freche Worte, es braucht ewig zum Anziehen vor der Schule…Im ersten Korb/ Schüssel legen sie nun die Zettel mit den Situationen, die sie zwar schwierig finden, aber noch gut aushalten können. In den zweiten Korb legen sie die Zettel mit den Situationen, die sie zeitnah ändern wollen und in den dritten Korb legen sie höchstens zwei Zettel mit Verhaltensweisen, die sie ab heute ändern wollen.
- Wichtig nehmen sie sich nicht zuviel vor und planen sie Zeit für die Veränderung ein.
- Sprechen sie mit ihrem Kind darüber „Wir streiten uns fast jeden Morgen, weil du so lange zum Anziehen brauchst. Ich möchte das nun verändern. Lass uns gemeinsam überlegen, wie wir die Situation verändern können, dass es für uns beide leichter wird. Was glaubst du könnte dir helfen, dich schneller fertig zu machen?“.
- Überlegen sie sich, was ihrem Kind helfen könnte, die neue Regel umzusetzen und was ihnen helfen kann konsequent zu bleiben.
- Informieren sie Oma/Opa oder andere Menschen, mit denen Kind noch zusammen ist in dieser Situation die sie verändern wollen.
- Wenn zum Beispiel die Oma ihr Kind morgens für die Schule fertig macht, besprechen sie mit ihr, wie der neue Ablauf ist.
- Beim Lesen werden sie vielleicht merken, dass es gar nicht so einfach ist Regeln zu erarbeiten und sie in den Alltag einzubauen.
- Wenn sie merken, dass es ihnen schwerfällt eine Struktur in ihren Alltag zu bekommen und die Konflikte zwischen ihnen und ihrem Kind nicht enden, wenden sie sich gerne an mich oder einen anderen systemischen Elterncoach. Wir helfen ihnen gerne!